II. Wiener Forum für interkulturelles Philosophieren

1. Tag: Umweltethik / Environmental Ethics

Relativ früh haben Umweltethiker (wie etwa Tiefenökologen) die gegenwärtige ökologische Krise auf die moderne europäische Metaphysik zurückgeführt und Anregungen für ihre Überwindung in nicht-westlichen, hauptsächlich fernöstlichen Naturphilosophien gesucht. Die ökologische Krise hat heute ein globales Ausmaß erreicht. Der Klimawandel, der Schutz bestimmter Tierarten, die Errichtung von Naturreservaten, der Schutz indigenen Wissens oder die Einschränkung der Kohlendioxidwirtschaft sind Anzeichen dafür, dass Umweltfragen längst nicht mehr nur innerhalb nationalstaatlicher Grenzen bewältigt werden können. Das Wiener Forum interkulturellen Philosophierens nimmt sich im Jahr 2018 vor, den Beitrag nicht-westlicher Denktraditionen zur interkulturellen Ethik zu untersuchen und die interkulturelle Philosophie durch ursprünglich in der Umweltethik angesiedelte Fragen zu bereichern.

Themen und Problemstellungen betreffen:

  • Die verwendete Begrifflichkeit (Natur, Umwelt etc.) in anderen Denktraditionen
  • Umweltrelevante traditionelle Naturauslegungen, die die Subjekt-Objekt-Dichotomie auflösen und den Subjektbegriff erweitern
  • Das Verständnis und die Bewertung nicht-westlicher Denktraditionen in der bisherigen Geschichte der Umweltethik
  • Die Auseinandersetzung zwischen anthropozentrischen und nicht-anthropozentrischen (patho-, bio-, geozentrischen) Ansätzen in nicht-westlichen Denktraditionen
  • Natur oder Mensch? Interessenkollisionen zwischen umweltethischen Ansätzen und wirtschaftsorientierten Theorien im globalen Süden
  • Die Rolle des indigenen Wissens für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen
  • Ethische Aspekte der Biotechnologie, die Legitimität von Biopatenten für Saatgut, Pflanzen und Tiere
  • Die Internationalisierung der Umweltbewegung und die sogenannte globale Staatsbürgerschaft
  • Philosophische Argumente für die biokulturelle Diversität, die Koinzidenz der hot spots der Biodiversität und jener der kulturellen Diversität
  • Zugang zu Ressourcen, Klimawandel und globale Ungleichheit: Lösungsvorschläge aus dem globalen Süden
  • Umweltfreundliche Werte und Praktiken in nicht-westlichen Kulturen etc.

2. Tag: Themen und Projekte interkultureller Philosophie

 

Programm

Freitag 23.2.2018: Umweltethik / Environmental Ethics

9.00-9.30 Willkommen bei Wiener Kaffee und Gebäck

9.30-10.00 Begrüßung und Einführung
Monika Kirloskar-Steinbach (Konstanz)
Mădălina Diaconu (Wien)

10.00-10.45
Simon P. James (Durham)
The Foundations of Buddhist Environmental Ethics

10.45-11.30
Annabelle Dufourcq (Nijmegen)
Can We Use the Concepts of “Real” and Imaginary” to Describe Non-Western Ontologies of Animality?

11.30-11.45 Kaffeepause

11.45-12.30
Silvia Donzelli (Berlin)
Umweltethische Ansätze in der afrikanischen Philosophie

12.30-13.15
Mădălina Diaconu (Wien)
Das Dilemma der interkulturellen Umweltphilosophie. Ethnophilosophie oder environmental philosophy?

13.15-14.45 Mittagspause

14.45-15.30
David Cortez (Quito)
Beiträge des indigenen guten Lebens zur Ausarbeitung einer interkulturellen Umweltethik

15.30-16.15
Stefan Knauß (Erfurt)
Eine physiozentrische Grundlegung des Rechts. Mit dem lateinamerikanischen Buen Vivir auf dem Weg zu einer Allgemeinen Erklärung der Rechte der Natur?

16.15-16.30 Kaffeepause

16.30.-17.15
Philipp P. Thapa (Greifswald)
Vielfalt und Ökotopien. Zu den Methoden interkultureller Umweltethik

17.15-18.00
Graham Parkes (Wien/Shanghai)
„Global Warming. A Cross-cultural Philosophical Approach“

18:00 Generalversammlung der Wiener Gesellschaft für interkulturelle Philosophie

19:30 Gemeinsames Abendessen

 

Samstag 24.2. 2018: Themen und Projekte interkultureller Philosophie

Eröffnung:
Tony Pacyna (Heidelberg)
Johann Schelkshorn (Wien)

9.00–9.20
Katharina Block (Hannover)
Das Descartsche Dilemma ist ein modernes Dilemma ist ein kulturalistisches Dilemma

9.20–9.40
Joachim Raich (Wien)
Überlegungen zum Naturbegriff angesichts des Klimawandels

9.45–10.20
Sool Park (München/Seoul)
Wahrheit, Sprache, Übersetzung

10.20–10.40 Kaffeepause

10.40–11.15
Xingkui Wang (München)
Eine kritische Untersuchung der Dialektik bei Hegel und Laozi

11.15–11.50
Thomas Sojer (Innsbruck)
Okzident und Orient – ein xenologischer Dialog

11.50–13.30 Mittagspause

13.30–15.00
Grundsatzdiskussion: Quo vadis Interkulturelle Philosophie?

15.00–15.15 Kaffeepause

15.15–15.50
Larissa Scheffold (Amsterdam/Heidelberg)
Macht der Diskurse

15.50–16.35
Schalk Gerber (Stellenbosch)
From dis-enclosure to decolonisation

16.35–17.00
Anja Thielmann (Wien)
Philosophieren mit Kindern weltweit – Vorstellung von Polylog Nr. 37