Claudia Bickmann ist von uns gegangen, so überraschend wie unvorstellbar für so viele Menschen, Freunde und Kollegen, dass kein Abschied möglich war. Vielleicht traf dies gar für sie selbst zu, sie, die wie kaum jemand anderes das blühende Leben personifizierte, verbunden mit einer selten gesehenen, so fruchtbaren Mischung aus Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit, aus Gedankenflug und sachlicher Präsenz, aus Sphärengeist und unmittelbarer Menschlichkeit. Noch jeder Fotografie, die ihre universitäre Website schmückte, konnte man unschwer jene Züge zwischen expressiver und stiller Begeisterung entnehmen. Claudia verkörperte, ja lebte das, was man einen philosophischen Geist nennt, der um die Argumentations- und Überzeugungskraft des Denkens weiß, ohne daraus auch schon einen letztgültigen Wahrheitsanspruch abzuleiten. Es war kein Zufall, dass sie, aufs Vortrefflichste geschult in klassischen Domänen der Philosophie wie dem platonischen und neuplatonischen ebenso wie dem kantischen und hegelschen Denken, eine Öffnung der philosophischen Landschaft anempfohl, was zum einen eine ernsthafte Beschäftigung mit außereuropäischen Denkansätzen nach sich zog, zum anderen neue Felder philosophischer Selbstverständigung wie Interkulturelle, Transkulturelle, Komparative Philosophie mitaufstieß, die inzwischen zum Spektrum der Philosophie insgesamt gehören. Es ist nicht zu viel gesagt, dass Claudia Bickmann maßgeblichen Anteil an diesem sich immer stärker entwickelnden Forschungsfeld hat. In ihrer Funktion als Präsidentin der „Gesellschaft für Interkultureller Philosophie“, die sie von 2004 bis 2016 begleitete, vermochte sie all jene Kompetenzen aufs Fruchtbarste einzubringen, sodass eines ihrer Hauptanliegen, das Universale philosophischer Besinnung mit der Heraus- forderung interkultureller Ansprüche miteinander zu vermitteln, zu ihrem Markenzeichen wurde. Als Philosophieprofessorin an der Universität zu Köln war sie über die Lande hinaus wohl bekannt, was nicht zuletzt ihre reiche Vortrags- und hoch geschätzte Gutachtertätigkeit ebenso wie ihre so umfangreiche wie breit gefächerte Publikationsliste nachhaltig unter Beweis stellen. Bei all dem ragte im hochschulpolitischen wie im philosophisch-wissenschaftlichen Bereich ihr Vermittlungsgeschick heraus, welches gepaart mit ihrer so herzlichen wie offenen Persönlichkeit seinesgleichen sucht. Als freundschaftlicher Kollege durfte ich hier und da miterleben – und die Reaktionen auf Ihren allzu frühen Tod spiegeln dies eindrucksvoll wider –, welch’ großartige philosophische Lehrmeisterin sie für Ihre Student*innen war, ein Vermögen, das nicht hoch genug anzusetzen ist und das lange nachhallen wird.
Mit Claudia Bickmann ist ein hochintegrer Mensch, eine herausragende Philosophin und Wissenschaftlerin, eine hochgeschätzte und liebenswerte Kollegin, eine wunderbare Frau, von uns gegangen. Wir werden sie vermissen, schmerzlich vermissen.
Im Namen der Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie (GIP)
Georg Stenger
(Präsident der GIP)
Wien, Mai 2017