Prof. Dr. Claudia Bickmann, Präsidentin
Prof. Dr. Georg Stenger, kooptierter Präsident

An die Mitglieder
der Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie e.V.

      03.01.2012

 

Liebe Mitglieder der Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie,

auf lebendige und fruchtbare Weise konnten wir die vielfältigen Aktivitäten unserer Gesellschaft in diesem Jahr fortsetzen und ausbauen – all-monatlich allen zugänglich durch die Newsletter, die mit vielen Details voraus- und zurückliegender Tagungen/ Vorträge/ Ereignisse wie auch den Publikationen zur Inter-/Transkulturalität von Karin Farokhifar und Bernd Müller mit großem Einsatz gestaltet werden. Darin wird das breite Spektrum deutlich, dem sich unsere Gesellschaft in den verschiedensten Bereichen widmet. Auf die einzelnen Aktivitäten werde ich darum diesmal in meinem Schreiben verzichten – nur einen Bruchteil aller Aktivitäten könnte ich andeuten.

Ein ereignisreiches und einschneidendes Jahr liegt zurück. Zwei folgenreiche Umbrüche möchte ich nennen: Das gewaltige Naturereignis, das im März 2011 Japan erschüttert hat, und die Umbrüche in der arabischen Welt: Was bedeuten diese Ereignisse für die Interkulturelle Philosophie? Es sind zunächst und allererst die Menschen und ihre Geschicke in ganz unwegsamen Zeiten, denen unsere Anteilnahme gilt. Dabei öffnen unsere Bemühungen um ein friedliches Miteinander Zugänge zu den philosophischen Traditionslinien aller Weltkulturen, ohne dass auf diese Weise bereits Handlungsspielräume gewonnen wären. Denn unsere philosophischen Annäherungen entfalten ihre Wirkungen nur auf eine sehr indirekte und vermittelte Art: Indem wir Transparenz in die jeweiligen kulturellen Prägungen unserer Selbst- und Weltauslegungen bringen oder die Grenzen wissenschaftlicher Weltauslegung zu erkunden suchen, fordern wir zwar die Tiefenstrukturen, Grundlegungen und Prinzipien der jeweiligen kulturellen Selbstverständnisse wie unsere wissenschaftliche Weltsicht heraus, doch bleibt unser philosophisches Bemühen ein Nachträgliches: Wir suchen zu verstehen und zu begreifen, was sich längst bereits ereignet hat. Beginnt die Philosophie darum ihre Gedankenflüge erst bei einbrechender Dämmerung? Manch einer wird – ihre praktische Herausforderung im Blick – heftig widerstreiten. Doch zeugt nicht vielleicht bereits dieser Widerstreit von der Berechtigung dieser Überlegungen?

Unsere Gesellschaft ist eine vielstimmige Suche nach den angemessenen Zugängen zu Methodik, Gegenstand und Ziel der Interkulturalität. So vielfältig die Stimmen, so unterschiedlich auch die Einschätzung der Relevanz ihrer Themen und Thesen; so verschiedenartig auch die Wege, die wir wählen. Darum erweist es sich als fruchtbar, anstelle eines in dreijährigen Abständen veranstalteten größeren Kongresses über vier bis fünf Tage, vielfältige kleinere Tagungen zu veranstalten, die Ihnen zugleich auch die Wahl der Orte und Schwerpunkte gibt: Der zeitlichen Reihenfolge nach möchte ich Sie darum auf folgende Veranstaltungen im Jahr 2012 hinweisen:

Am 20. und 21. März findet an der Universität in Neapel in Zusammenarbeit mit der GIP, dem dortigen Institut für Philosophie und dem Philosophischen Seminar der Universität zu Köln eine Tagung zum Thema: „Universalität und Partikularität in einer Inter/Transkulturellen Perspektive“ statt. Die Tagung wird von mir und Dr. Giovanni Morrone organisiert und geleitet.

„Diskurse über den Menschen“ ist das Thema einer weiteren, eintägigen Tagung am 21. 4. 2012 in Kloster Banz, organisiert und geleitet von unserem Mitglied Birgitta Fuchs in Zusammenarbeit mit unserer Gesellschaft.

Von Dr. Gabriele Münnix in Innsbruck veranstaltet, findet im Alten Senatssaal der Universität am 2. und 3. Mai eine Tagung zum Thema: „Wertetraditionen und Wertekonflikte in interkultureller Perspektive“ statt.

Hinweisen möchte ich Sie auch auf eine 3-tägige Tagung in Tutzing, die ich zusammen mit der GIP, der Politischen Akademie in Tutzing (Dr. Michael Spieker) und der International Confucian Association (ICA) vom 18.-20. Juli 2012 zum Thema „Foundations of Reason and Morality? A Philosophical Dialogue between Confucianism and German Philosophy“ veranstalten werde.

2011 führte der Austausch mit Indien zu einer Tagung in Zusammenarbeit mit dem Department of Philosophy und dem Department of German der Universität Mumbai sowie dem Philosophischen Seminar an der Universität zu Köln. In Mumbai fand vom 22.2.–24.2.2011 der erste Teil der Tagung „Conceptions of Personhood and their Limits. Inter-/Transcultural Explorations” statt, großzügig unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Ihre Fortsetzung fand die Tagung vom 18.-19. 7. 2011 an der Kölner Universität unter Beteiligung des Department of Philosophy der Universität Mumbai, des Philosophischen Seminars der Universität zu Köln und der GIP. Ohne den Einsatz von Monika Kirloskar-Steinbach wären diese Tagungen nicht durchführbar gewesen. Dafür möchten wir ihr herzlich danken. Danken möchten wir auch Karin Farokhifar und Bernd Müller für ihr großes Engagement bei der Organisation der Kölner Tagung.

Auf dem Kongress der DGPhil in München im September 2011 zum Thema: „Welten der Gründe“ waren wir mit zwei Kolloquien und zwei Sektionen vertreten. Es ist dies ein glücklicher Rahmen, den Anliegen unserer Gesellschaft auch in die anderen Bereiche der Philosophie hinein Gehör zu verschaffen. So wurde während des Kongresses erstmals (unter meiner Jury-Leitung) der Internationale Nachwuchs-Preis der Goethe-Institute an einen tunesischstämmigen Philosophen, an Dr. Sarhan Dhouib, verliehen.

Den Vortrag zum UNESCO-Tag der Philosophie im November hielt diesmal Prof. Dr. Dr. Wolfgang Schneider zum Thema: „Noli me tangere – Jugend zwischen Determination und Freiheit“. Wir haben uns über die Teilnahme des UNESCO-Beauftragten gefreut und auch über die von etwa hundert Oberstufenschülern von Kölner Gymnasien.

Das Ziel einer Verankerung der Inter-/Trans kulturellen Philosophie im Rahmen der universitären Forschung und Lehre ist im zurückliegenden Jahr ein großes Stück vorangekommen: Georg Stenger hat einen Lehrstuhl für die „Philosophie in der globalen Welt“ an der Universitäten Wien und Rolf Elberfeld einen Lehrstuhl für Interkulturelle Philosophie an der Universität Hildesheim erhalten. Rolf Elberfeld wurde zudem als mein Nachfolger in den Vorstand der DGPhil gewählt. Damit konnte auch im Dachverband der Philosophie eine Kontinuität gewahrt werden. Ryôsuke Ohashi hat für ein Jahr am Forschungskolleg ‚Morphomata’ an der Universität zu Köln lehren und forschen können, z.Zt. lehrt er an der Universität Wien. Ebenso konnten wir den chinesischen Kollegen Guo Yi von der Academy for Social Science in Beijing für ein Jahr zu Forschung und Lehre an die Universität zu Köln holen sowie ab Februar 2012 den Kollegen Kwan-Sun Joo, der ein Institut für interkulturelle Studien an der Universität Pusan in Südkorea leitet.

In der von Markus Wirtz und mir unter Mitarbeit von Viktoria Burkert herausgegebenen Reihe „Weltphilosophien im Gespräch“ sind inzwischen bereits sechs Bände erscheinen – seit November 2011 auch als Kindle-Edition –, zwei weitere sind für 2012 vorgesehen.

Zu allen Aktivitäten der Gesellschaft möchten wir Sie stets gerne ermutigen und herzlich einladen; wir freuen uns über eine rege Teilnahme sowohl zu den Tagungen wie auch zu Vorträgen und Veranstaltungen, die von unseren Mitgliedern organisiert und durchgeführt werden. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch weiterhin auf dem Laufenden halten würden bezüglich Ihrer Aktivitäten in den verschiedensten Institutionen, Verlagen, Bildungseinrichtungen oder Vorschläge und Anregungen für die Gestaltung unserer gemeinsamen Arbeit haben sollten. Die hier intensiv stattfindende Arbeit ist stets für die Mitglieder der GIP von großem Interesse. Machen Sie bitten auch weiterhin von der Möglichkeit regen Gebrauch, uns Ihr aktualisiertes Publikationsverzeichnis (an Karin Farokhifar und Bernd Müller) zu senden. Gerhard Wansleben bemüht sich dankenswerter Weise um die Aktualisierung und Gestaltung unserer Homepage!

Nun wünschen wir Ihnen ein glückliches und gesegnetes neues Jahr. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir auch weiterhin auf Ihre großzügige Unterstützung, auf Ihre Anregungen und Teilnahme an unseren gemeinsamen Aktivitäten rechnen könnten.

Im Namen unseres gesamten Vorstandes
seien Sie herzlichst gegrüßt
von
Ihrer
gez. Prof. Dr. Claudia Bickmann, Präsidentin
Prof. Dr. Georg Stenger, kooptierter Präsident