Nachruf auf Claudia Bickmann (1952–2017)

Claudia Bickmann wurde am 22. August 1952 in Aachen geboren. Sie studierte Philosophie, Germanistik, Politikwissenschaft und Erziehungswissenschaft in Marburg, Hamburg und München. Nach der im Grenzbereich zwischen Philosophie und Literaturwissenschaften angesiedelten Promotion „Der Gattungsbegriff im Spannungsfeld zwischen historischer Betrachtung und Systementwurf“ im Jahr 1984 erfolgte zehn Jahre später an der Universität Bremen die Habilitation in Philosophie mit der Arbeit „Differenz oder das Denken des Denkens. Topologie der Einheitsorte im Verhältnis von Denken und Sein im Horizont der Transzendentalphilosophie Immanuel Kants“. Seit 2002 war sie Professorin an der Universität zu Köln, wo sie den Lehrstuhl für Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Religionsphilosophie/Metaphysik, Ästhetik, Sprachphilosophie und Interkulturellen Philosophie inne hatte. Von 2004 bis 2016 war sie Präsidentin der Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie (GIP). Dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Philosophie (DGPhil) gehörte sie von 2006 bis 2012 an.

Claudia Bickmann setzte sich in Forschung und Lehre insbesondere für die kantische und idealistische Traditionslinie der deutschen Philosophie, aber auch für die platonische Philosophie sowie für die vielfältigen Strömungen der kontinentalen Philosophie des 20. Jahrhunderts ein. Zugleich strebte sie durch die Einbeziehung außereuropäischer Denkkulturen wie etwa der chinesischen Philosophie eine interkulturelle Erweiterung des philosophischen Horizonts an. Dem naturalistischen und analytischen Mainstream der akademischen Gegenwartsphilosophie setzte sie das Ideal einer einheitlichen und gleichwohl binnendfifferenzierten Weltphilosophie entgegen.

Claudia Bickmann starb nach schwerer Krankheit, aber gleichwohl völlig unerwartet am 30. April 2017 in Köln.

Der Theatermacher Gerd Buurmann hat eine digitale Kondolenzseite für Claudia Bickmann eingerichtet: https://tapferimnirgendwo.com/2017/05/05/claudia-bickmann-ein-nachruf/. Zwei ehemalige Studierende haben dort folgende Zeilen über Frau Bickmann hinterlassen:

„Alle, die bei ihr studiert haben, werden sie durch ihre unverwechselbare Art immer klar vor Augen sehen. Ihre Lehre konnte ein echtes Ereignis sein: Fichte (spät) abends (auch spät) im Oberseminar unter Kerzen und mit Flamme. Sie hat uns mit ihrem assoziativen Tempo gefordert und eine ungemein motivierende Freude an der philosophischen Diskussion ausgestrahlt.“
(Woldai Wagner).

„Wir fragen uns ja manchmal, wo die Frauen und Denkerinnen in der Geschichte der Philosophie bleiben. Vielleicht haben wir mit Claudia Bickmann eine der größten deutschen Philosophinnen unserer Zeit verloren.
(Jörg Bernardy)

 

Markus Wirtz
(Geschäftsführer der GIP)