Prof. Dr. UEDA Shizuteru ist verstorben

Wie einige von Ihnen vermutlich schon wissen, ist unser ehemaliges Mitglied Shizuteru UEDA am frühen Morgen des 28. Juni im Alter von 93 Jahren in Uji verstorben. Nach dem Tod seiner Frau Maniko, der in Japan bekannten Übersetzerin u.a. von Michael Ende's weltweit bekanntem Buch "Momo", hat Ueda zuletzt in einem Altersheim in einem Vorort von Kyoto gelebt. Ueda, der mehrere Auszeichnungen für sein Werk bekommen hat, war einer der Pioniere der "Interkulturellen Philosophie". Kaum jemand anderes als er hat das für die Japanische Philosophie so grundlegende Wort des "Zwischen" nicht nur in seiner Bedeutungsvielfalt, sondern auch in seiner praktischen, alltagskonstitutiven Bedeutung durchmessen, was wie etwa bei seiner Analyse des "japanischen Grußes" genuin interkulturelle Einsichten zu Tage gefördert hat. Kollege Ryosuke Ohashi hat in einem Nachruf von Ueda als einem "Fackelläufer der Kyoto-Schule" gesprochen, dessen Leistung darin bestand, "den philosophischen Nachschein dieser Schule aufzubewahren und zugleich neue Wege zu öffnen." Nicht von ungefähr, dass Shizuteru Ueda gemeinsam mit Kôichi Tsujimura zur "dritten Generation" der Kyoto-Schule gerechnet wird.

Ueda, der aufgrund seines mehrjährigen Studiums in Marburg gut Deutsch sprach, war von Anfang an an der "Zwiesprache" zwischen östlichen und westlichen Grundbegriffen (Nichts - Sein, und andere mehr) und deren Konzeptionen interessiert, was denn auch viele seiner Arbeiten im Naheverhältnis von philosophischer Denkarbeit und religionsphilosophischen Zuordnungen verorten lässt. Zunächst ab 1964 als Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Kyôto tätig, erhielt er 1977 den dort ansässigen renommierten "Lehrstuhl für Philosophie und Religion". Nach seiner Emeritierung nahm er viele weitere Gastprofessuren in Japan wahr. Ueda war bis ins hohe Alter von äußerst wacher Präsenz, und wer das Glück hatte, mit ihm zu sprechen, oder auch einfach nur Zeit zusammen verbringen  zu können, wird seine unvergleichliche Mischung aus philosophischem Arbeitsethos und damit verbundener wacher Präsenz und heiterer, ja allzumenschlicher Gelassenheit nicht vergessen.

Der Name UEDA Shizuteru wird für einen interkulturellen Ethos, verbunden mit einem ebensolchen Aisthetos gegenwärtig bleiben.
 


Georg Stenger, Wien

(Erstveröffentlichung im September-Newsletter 2019 der GIP)