Präsidentin Prof. Dr. Claudia Bickmann
Köln, den 27. 01. 2009
Liebe Mitglieder der Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie,
sehr geehrte Damen und Herren,
weltpolitische Brüche und Umbrüche haben bereits das „Jahr der Philosophie“ begleitet und nun ist schon der Jahresbeginn von großen Unruhen gezeichnet. Deutlicher als zuvor wird uns die Aufgabe eines kontextuellen, die Phänomene in ihren Zusammenhängen begreifenden Denkens vor Augen geführt: So wie eine gegenüber ihren kulturellen und politischen Randbedingungen indifferente Ökonomie den Fragen der Zeit nicht gerecht werden kann, kann eine Philosophie die Fragen ihrer Zeit nicht begreifen, wenn sie - hochspezialisiert - die Prämissen und Prinzipien ihrer Selbst- und Weltauslegung nicht mehr begreift. Kontextuelles Philosophieren trägt darum den historischen, politischen, ökonomischen, den kulturellen und religiösen Vorverständnissen ebenso Rechnung, wie es die methodischen Wege ihrer Annäherung reflektiert: Dabei ist es auf die Lebensbedeutsamkeit philosophischer Tätigkeit ebenso gerichtet wie auf die theoretische Durchdringung des gelingenden Lebens. In komparativer Perspektive sucht die Philosophie nach Verständigung durch Prämissentransparenz und einer Transformation ihrer Prämissen und Prinzipien durch eine Form des Philosophierens, die alle Quellen und Ressourcen gedanklicher Selbstauslegung in ein polyphones Gespräch zu bringen vermag. Auf die Idee einer verständigungsorientierten Annäherung, die nach dem Gemeinsamen im Verschiedenen fragt, kann eine friedliche Welt darum nicht verzichten.
Ein besonderer Schwerpunkt meiner Arbeiten lag im Ausbau der Kontakte zu drei Universitäten in Süd-Korea (Ehwa-Universität in Seoul, Pusan-Universität und Cunnam-Universität), hier sind fortan bilaterale Abkommen eine glückliche Basis für Austausch, Veröffentlichungen, aber auch Übersetzungen von Schriften der Gesellschaft in das Koreanische sind bereits in Bearbeitung. Inzwischen wurde durch die Initiative eines unserer neuen Mitglieder, Prof. Kwang-Sun Joo von der Pusan-Universität, eine koreanische „Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie“ gegründet.
Vielfältig sind die Kontakte und der lebendige Austausch unserer Gesellschaft zu den verschiedenen großen Universitäten Japans.
In China habe ich die Verbindungen sowohl zur Chinese Academy of Social Science, aber auch zur Peking-Universität geknüpft; der Aufklärungs-Kongress an der Universität Peking im September 2008 hat erneut deutlich werden lassen, wie sehr wir uns unsere eigenen Traditionen vergewissern müssen, um mit den neueren Positionen der chinesischen Philosophie in einen fruchtbaren Dialog zu treten. Im nächsten Jahr sind zwei weitere Vortragsreisen nach Hong Kong - und nach Peking (zur Konfuzius-Tagung) geplant. Im Herzstück der kulturellen Selbstauslegung Chinas, der Social Academy of Science, wird der Dialog mit den deutschen Philosophen gesucht, um der eigenen konfuzianischen Philosophie ein neues Fundament – eine neue Metaphysik – zukommen zu lassen.
In der Deutschen Gesellschaft für Philosophie sind wir erneut durch meine Person für die nächste Legislaturperiode in den Vorstand gewählt worden.
Zwei von PD Dr. Georg Stenger geleitete Sektionen sowie zwei von mir geleitete Kolloquien konnten während des diesjährigen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Philosophie zu „Lebenswelt und Wissenschaften“ organisiert und moderiert werden. Ein Forum für asiatische Philosophie in der DGPhil konnte von Prof. Dr. Rolf Elberfeld ins Leben gerufen werden.
Nun ist auch die zweibändige Ausgabe zum Kölner Kongress: „Religion und Philosophie im Widerstreit“ (hg. v. Claudia Bickmann, Markus Wirtz, Hermann-Josef Scheidgen) als 18. Band der Reihe: Schriften zur Interkulturellen Philosophie (hg. v. Henk Oosterling und Hermann-Josef Scheidgen) erschienen. Mitglieder unserer Gesellschaft erhalten ihn bei Bestellung über unsere Geschäftsstelle zu einem ermäßigten Preis. Die Reihe „Studien zur Interkulturellen Philosophie“ wird seit 2008 gemeinsam von Editions Rodopi, Amsterdam-New York (in englischer Sprache) und dem Verlag Traugott Bautz GmbH, Nordhausen (in deutscher Sprache) herausgegeben.
Hinweisen möchten wir auch auf den 540-Seiten starken Kongressband des vorletzten Kongresses: „Tradition und Traditionsbruch“ (hg. von Claudia Bickmann, Hermann-Josef Scheidgen, Tobias Voßhenrich und Markus Wirtz, Amsterdam, New York 2006), den Sie ebenfalls als Mitglieder der Gesellschaft zu einem Vorzugspreis erwerben können, wenn sie ihn über die Geschäftsstelle bestellen. Dies gilt ebenso für die weiteren Bände der Reihe „Studien zur Interkulturellen Philosophie“. Auf vielfachen Wunsch unserer Mitglieder konnte der erste Band dieser Reihe „Philosophische Grundlagen der Interkulturalität“ (hg. von Ram Adhar Mall und Dieter Lohmar) vor kurzem neu aufgelegt werden.
Anfang diesen Jahres wird der erste Band unserer neuen Reihe: „Weltphilosophien im Gespräch“ (hg. von Claudia Bickmann und Markus Wirtz) mit dem Titel: „Rationalität und Spiritualität“, hg. von Claudia Bickmann, Hermann-Josef Scheidgen und Tobias Voßhenrich erscheinen können. Drei weitere Bände sind bereits im Druck.
Ferner möchten wie Sie auf die mittlerweile auf nahezu 80 Bände angewachsene Reihe: „Interkulturelle Bibliothek“ hinweisen, die mit großem Einsatz von Hamid Reza Yousefi im Verlag Traugott Bautz bearbeitet und herausgegeben wird.
2008 konnten zwei Fachtagungen am Philosophischen Seminar der Universität zu Köln veranstaltet werden: Im Januar 2008 zum Thema: „Selbstverhältnis im Fremdbezug?“ im Juli 2008 die Tagung zum Thema: „Das Absolute und das Kontingente.“
Am 6. Februar 2009 veranstaltet das Forschungskolleg Interkulturelle Philosophie am Philosophischen Seminar der Universität zu Köln eine weitere Fachtagung zum Thema: „Was ist das, die Philosophie? - was nicht?“. In diesem Rahmen werden die Welttraditionen der Philosophie, ihre Formen der Selbstauslegung und des Fremdverstehens, in ein Gespräch gebracht, um auf elementarster Ebene diejenigen Vorverständnisse zu thematisieren, die in den Weltphilosophien kulturprägend geworden sind. Diese Fachtagung ist ein Teil der Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Kwang-Sun Joo und der Universität von Pusan.
Vom 24.-26. Juli 2009 wird unter der Leitung von PD Dr. Georg Stenger an der Universität Würzburg unsere nächste große Fachtagung zum Thema „Identität – Differenz, Selbstheit – Fremdheit. Interkulturelle und globale Herausforderungen. Philosophische Annäherungen“ stattfinden. Die je aktualisierten Informationen wie auch eine Einladung an Sie werden von uns noch versandt werden.
Es wäre schön, wenn Sie weiterhin Ihre Wünsche an uns richten würden, falls Sie Tagungen im Rahmen unserer Gesellschaft veranstalten wollen, über Ihre Aktivitäten berichten möchten oder Vorschläge und Anregungen für die Gestaltung unserer gemeinsamen Arbeit haben sollten.
Zu all diesen Aktivitäten möchten wir Sie stets gerne ermutigen und herzlich einladen; wir freuen uns über eine rege Teilnahme sowohl zu den Tagungen wie auch zu Vorträgen und Veranstaltungen, die von unseren Mitgliedern organisiert und durchgeführt werden.
Eine erfreuliche Nachricht noch zum Schluss. Die Höhe des jährlichen Mitgliedsbeitrages wird sich auch 2009 nicht ändern. Er beträgt weiterhin 25,– Euro für reguläre und 12,– Euro für studentische Mitglieder.
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir auch weiterhin auf Ihre großzügige Unterstützung, auf Ihre Anregungen und Teilnahme an unseren gemeinsamen Aktivitäten rechnen könnten.
Im Namen unseres gesamten Vorstandes wünsche ich Ihnen ein glückliches, gesundes und frohes neues Jahr 2009.
Seien Sie herzlichst gegrüßt
von Ihrer
Claudia Bickmann